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Ökobilanzen von Fahrrad, E-Bike und Auto im Vergleich

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Wir sprechen von Verkehrswende und der Notwendigkeit, unseren Verkehr zu modernisieren. Doch jetzt mal Butter bei die Fische: Wie sieht die Ökobilanz von E-Bikes und Fahrrädern wirklich aus? Wir stellen die wichtigsten Daten zusammen und vergleichen mit dem Auto.

Ökobilanz Fahrrad – eine kurze Erläuterung

Sprechen wir von Ökobilanz, so meinen wir in diesem Artikel die Gesamtheit des ausgestoßenen Klimagases CO². Dabei kommen viele Faktoren hinzu, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind: Produktion der Verkehrsmittel, Transport zum Kunden und die notwendigen Wartungen beeinflussen die Bilanz über die gesamte Lebenszeit unserer Transportmittel.

Fahrrad, E-Bike und Auto – Ökobilanz in der Übersicht

Wir haben die wichtigsten Kennzahlen (CO² Ausstoß bei der Produktion, CO²-Ausstoß pro 100 km, durchschnittliche Lebensdauer, Anzahl Produktion/Jahr und den Anteil am Gesamtverkehr in Deutschland) für euch zusammengefasst.
FahrradE-BikeAuto
CO² Ausstoß Produktion345 kg345kg + 55kg / KWh4.100 - 7.100 kg
CO² Ausstoß pro 100 km-0,7 kg13 - 32 kg
Lebensdauer ca.50.000 - 100.000 km25.000 km250.000 km
Produktion pro Jahr/Welt132 Mio.35 Mio.55,8 Mio.
Anteil am Gesamtverkehr9-13 %- 55 %
CO² Ausstoß gesamt (ca.)453 kg550 kg25.000 - 50.000 kg
  • Hinweis

    Es gibt derzeit keine einheitliche und übergreifende Untersuchung zu den Ökobilanzen von Fahrrädern, E-Bikes und Autos im Vergleich. Alle Zahlen wurden aus unterschiedlichen Studien rechchiert und sollen einen Überblick verschaffen.

Erläuterungen zu den Kennzahlen

Nach unserer Recherche in unterschiedlichen Veröffentlichungen haben wir die Zahlen in unserer Tabelle zusammengetragen. Doch was steckt hinter den einzelnen Werten? Wir erläutern unsere Kennzahlen im Detail.

CO² Ausstoß Produktion

Bereits bei der Produktion fällt bei Autos, Fahrrädern und E-Bikes eine Menge des schädlichen Klimagases an. Zunächst müssen die benötigten Rohstoffe (Metalle, Öl zur Plastikproduktion, Gummi, etc.) gewonnen werden. Meist werden die Rohstoffe nicht direkt vor Ort verarbeitet – Transport und Logistik per Schiff, Schiene oder Flugzeug erhöht das CO²-Konto noch weiter.
Ökobilanz Fahrrad – pro Auto könnte man auch 15 Fahrräder produzieren.

Ökobilanz Fahrrad – pro Auto könnte man auch 15 Fahrräder produzieren.

Schließlich wird auch für die eigentliche Produktion Energie benötigt und das fertige Produkt, ob Auto oder Fahrrad, muss an den Kunden ausgeliefert werden. Unter dem Strich kann man jedoch annehmen, dass pro produziertem Auto etwa 15 neue Fahrräder hergestellt werden könnten – und damit eine theoretische Fahrstrecke von ungefähr 750.000 Kilometern!

E-Bike Ökobilanz: Sonderfall E-Bike Akku

Besonders „dreckig“ ist noch immer die Produktion von Batterien – die benötigten Rohstoffe müssen aufwendig gewonnen werden. Daher ist der ökologische Fußabdruck von E-Bikes ganz erheblich von der Batteriegröße abhängig!
Während etwa 55 Kilogramm CO² pro KWh Akkukapazität in die Atmosphäre gelangen, sind besonders die benötigten Chemikalien und Rohstoffe bedenklich: Lithium, Kobalt und Nickel werden weltweit immer gefragter. Während der Lithiumabbau besonders wasserintensiv ist, ist der Abbau von Kobalt unter Tage oft mit humanitären Katastrophen und Ausbeutung verbunden. In politisch instabilen Regionen wie dem Kongo werden noch immer auch Kinder für die lebensgefährliche Arbeit in den Mienen eingesetzt. Zurück zum CO-Fußabdruck. Gehen wir also davon aus, dass ein durchschnittlicher Akku derzeit 500 KWh fasst, bedeutet das in der Produktion: 55 Kilogramm CO² x 0,5 KWh = 27.5 Kg CO². Das ist nicht wenig, auch wenn dieser Wert im Vergleich zum Auto verschwindent gering erscheint.

CO²-Ausstoß pro 100 km

Berechnet man den Ausstoß der jeweiligen Fahrzeugart pro 100 km, ist das Fahrrad ganz klar vorn: Das Fahren per Muskelkraft erspart unserer Atmosphäre im Vergleich zum Auto zwischen 13 und 32 Kilogramm CO² pro 100 km.
Auch das E-Bike kommt im Vergleich zum Auto sehr gut weg: Nimmt man einen CO²-Ausstoß von lediglich 700 Gramm / 100 Kilometer beim Pedelec an, emittiert ein großes Auto bis zu 45-mal so viel des schädlichen Gases wie das Elektro-Velo.
Das Auto verbraucht pro 100 Kilometer ca. 45 Mal soviel Co2 wie ein E-Bike

Miese Ökobilanz beim Auto: Pro 100 Kilometer verbraucht das Auto bis zu 45 Mal mehr Co2 als das E-Bike.

Dabei kommt es zusätzlich auf die Art der Stromgewinnung fürs Pedelec an: Nimmt man einen kontinuierlichen Ausbau der erneuerbaren Energien an, sinkt die durchschnittliche Emission weiter. Dennoch sollte man diesen Wert bei der aktuellen Akku-Technologie im Hinerkopf behalten.
Nimmt man es ganz genau, müsste beim Fahrrad und Pedelec natürlich auch die Energie für Anstecklichter und Kettenöl beim Fahrrad berechnet werden – diese Zahlen sind aber selbst uns zu detailliert. Daher haben wir uns an den Zahlen der Stuttgarter Zeitung orientiert und für Wartung, Pflege und Reparatur weitere 108 Kilogramm CO²-Ausstoß auf die Lebensdauer eines Rades addiert.

Gesamtlaufleistung ca.

Die angegebene Gesamtlaufleistung lässt sich ebenfalls nur grob abschätzen: Natürlich fahren auch heute noch Fahrräder aus den 1960ern über unsere Straßen und Autos mit weit über 600.000 Kilometern sind häufiger als man denken mag.
Dennoch gelten die genannten Zahlen als Industrie-Durchschnitt. Gerade beim Fahrrad ist die angenommene Lebenszeit in Jahren jedoch mit Vorsicht zu genießen – die Jahreszahl spiegelt lediglich wider, wie häufig ein neues Rad gekauft wird! Die große Spanne beim E-Bike erklärt sich durch den Akku: Während das Rad an sich vermutlich bis zu 100.000 Kilometer fahren könnte (regelmäßige Wartung und das Ersetzen von Teilen vorausgesetzt), sind die meisten Batterien sehr viel früher am Ende.

Ökobilanz E-Bike und Fahrrad – Lichtjahre mit dem Fahrrad fahren

Wir leben in einer Welt, die vom Überfluss und Wettbewerb geprägt ist: Immer mehr Dinge werden produziert, immer mehr muss verkauft werden. Betrachtet man etwa die Anzahl der weltweit produzierten Zweiräder (immerhin 170.000.000 Räder pro Jahr!) und schaut auf die durchschnittliche Nutzungsdauer (ca. 50.000 Kilometer pro Fahrrad) produzieren wir Jahr für Jahr 8,5 Billionen mögliche Fahrradkilometer.
Zum Einordnen dieser Zahl: Ein Lichtjahr sind etwa 9,4 Billionen Kilometer.
Wartung, Pflege und nachhaltige Reparaturen könnten diese Zahl, und damit den ökologischen Fußabdruck unserer Fahrzeuge, stark senken. Ein guter Ausgangswert für die Ökobilanz von Fahrrädern und E-Bikes.

Fahrräder: Anteil am Gesamtverkehr

An einem durchschnittlichen Tag bewegen wir Deutschen uns 3,2 Milliarden Kilometer weit. Das ist etwas mehr als 10-mal zur Sonne und zurück. Dabei übernimmt der PKW mit etwa 1,76 Milliarden Kilometern am Tag die Spitzenposition ein.
In den letzten Jahren und besonders während der Corona-Krise nahm die Anzahl der jährlich mit dem Fahrrad zurückgelegten Strecken kontinuierlich zu. Dabei konnte das Fahrrad im Jahr 2020 tatsächlich an einzelnen Tagen am Auto als beliebtestes Transportmittel vorbeiziehen!
Natürlich ist das Fahrrad nicht für alle Wege geeignet, die durchschnittliche Streckenlänge der angegebenen Fahrradfahrten beträgt 2-5 Kilometer. Betrachtet man die gesamt zurückgelegten Wege in Deutschland, kommen wir mit dem Fahrrad immerhin auf 9-13 %. Da Radler mit einem E-Bike weitere Strecken zurücklegen als ohne E-Unterstützung, ist davon auszugehen, dass zukünftig die Werte für die Streckennutzung steigen werden – zugunsten der Ökobilanz von Fahrrad und E-Bike.
Die durchschnittliche Nutzung am Gesamtverkehr ist in Deutschland 9 bis 13 % während die Niederländer 25% fahren.
Übrigens: Unsere Nachbarn in den Niederlanden kommen auf rund 25% und fahren pro Person etwa 900 Kilometer im Jahr. Dies schlägt sich leider auch in einer anderen Zahl wieder: Nur etwa 24% aller Bundes-, Landes- und Kreisstraßen sind mit Fahrradwegen ausgestattet.
Nur 24% des gesamten Streckennetzes sind Fahrradwege

Trägt nicht zu einer besseren Ökobilanz bei: nur 25% aller Wege sind mit einem Fahrradweg ausgestattet.

Ökobilanz Fahrrad – Wie lange hält welches Bauteil?

Eine große Menge der ausgestoßenen Treibhausgase fällt bei Fahrrad und E-Bike während der Produktion an. Es lohnt sich also, die Zweiräder möglichst lang zu fahren. Doch wie lange halten die einzelnen Komponenten durch? Wir haben uns auf die Suche nach weiteren Zahlen zur Lebensdauer von Kette, Akku und Co. gemacht.
Da in den letzten Jahren der Anteil der E-Bikes an den insgesamt verkauften Fahrrädern stetig anstieg, lohnt sich der Blick auf den ökologischen Fußabdruck der Pedelecs – wir haben daher Akkus und Motoren mit in die Tabelle aufgenommen. Alle anderen Daten können so für das normale Fahrrad übernommen werden.

Verschleiß ist auch Einsatzfrage

Ökobilanz Fahrrad und E-Bike – wie lange hält welches Bauteil durch
Wichtig zu beachten ist auch die Art der Nutzung: Während die sonntägliche Trekking-Tour auf dem Fahrradweg materialschonend ist, kann eine Kette nach nur einer brutalen Mountainbike-Tour bereits am Ende ihrer Kräfte sein. Die folgenden Zahlen sind also aller mit einer gewissen Gelassenheit als Richtwerte zu verstehen:
Bauteil  Laufleistung
Akku800-1.000 Ladezyklen
Motor23.000 Kilometer
Bremse1.200 – 2.000 Kilometer
Kette2.000 – 2.500 Kilometer
Rahmen10.000 - ∞
Schaltung/Ritzel4.000 Kilometer
FederungNach Pflege, 5.000 - ∞
Reifen5.000 – 10.000 Kilometer

Bessere Pflege = bessere Ökobilanz

Wie bereits erläutert steckt der Hauptteil der CO²-Emissionen von Fahrrädern und E-Bikes in der Produktion. Dazu kommen die langen Verschiffungswege, da die meisten Komponenten in Asien hergestellt werden.
Um die Ökobilanz des eigenen Rades weiter zu optimieren, ist also die sorgfältige Pflege aller Komponenten von besonderer Bedeutung. Gerade Akkus und Motoren können ihre Laufleistung bei guter Pflege optimieren – bei fahrlässigem Umgang sterben die empfindlichen Bauteile weitaus eher. Wie man ein E-Bike richtig pflegt haben wir in diesem Artikel ausführlich erklärt.

Ökobilanz E-Bike – Fazit

Klar, wer die Umwelt schützen möchte, verzichtet am besten komplett auf „E“ und fährt mit der Kraft der Oberschenkel. Doch immer mehr Radler setzen auf die Unterstützung aus dem Akku, auch Umsteiger, die vom Auto her kommen, denn mit dem E-Bike hat man einen höheren Aktionsradius, als mit dem Rad. Das ist in der Summe ein positiver Trend!
Da die Pedelecs durch ihre komfortable Fahrunterstützung immer mehr Autos ablösen, ist das aus Sicht der Ökobilanz sehr begrüßenswert: Nach etwa 150 Kilometern, die mit dem E-Bike statt mit dem Auto zurückgelegt werden, ist das CO² der Produktion wieder ausgeglichen!
Vor allem die Akkus sind dabei nicht besonders „grün“. Bei der Produktion werden pro KWh etwa 55 Kilogramm CO² in die Atmosphäre geblasen – bei einem durchschnittlichen 500 Wh Akku immerhin gute 27 Kilogramm des schädlichen Gases. Daher ist es wichtig, Akkus möglichst schonend und umsichtig zu behandeln: Ladezyklen, Wärme- und Kälteeinwirkungen und Unterstützungsgrad beeinflussen die Lebensdauer der Batterien enorm.

Quellen

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